Samstag 4. Juni 2011. Von Krems an der Donau nach Horn (58 Km)  
 
 
 

Gestern Abend erlebten wir vom Hotelzimmer aus noch ein heftiges Gewitter mit schwerem Niederschlag, da gab es für die Feuerwehren hier allerhand zu tun. Im Fernsehen zeigen sie überflutete Keller, sogar der Obduktionssaal eines Krankenhauses musste geräumt werden. Heute dagegen scheint die Sonne, als wäre nichts gewesen. Dafür ist es gleich am Morgen schon recht schwül. Da wir nicht direkt in Krems übernachtet hatten, sondern im westlich davon gelegenen Ort Stein – und auch hier am westlichen Ortsrand – durchqueren wir erstmal die beiden Städtchen und die Vororte auf der anderen, der östlichen Seite von Krems. Als wir bei Unterrohrendorf endlich freies Land erreichen, zeigt der Tachometer schon zehn gefahrene Kilometer an.

Ein Kalauer auf dem Werbeplakat einer Brauerei (ob die es schwer hat in diesem vom Weinbau geprägten Landstrich?) ist der heutige Running Gag: „Ich kenne meine Rechte. Sie hält das Bier.“ Derart amüsant unterhalten tauchen wir allmählich in das Tullner Feld oder dessen Ausläufer ein. Die Hügel der Wachau bleiben zurück, rechts der Donau sieht man noch eine Weile lang das Stift Göttweig auf einer Anhöhe thronen, links von uns Weinberg um Weinberg. Wir queren zum ersten Mal den Kamp, dem wir später noch eine Weile folgen werden, gliedern uns bei Grafenegg in den Kamptalradweg ein und schwenken nach Norden. Das Donauland bleibt nun hinter uns zurück.

Eine angenehme Zickzackfahrt durch sehr gepflegt wirkende Dörfer folgt, wobei besonders Hadersdorf einen bemerkenswerten Marktplatz aufweist, eine Art Rondell mit einem kleinen Park in der Mitte. Man findet viel alte und liebevoll renovierte Bausubstanz vor und Modernes fügt sich harmonisch ein. So etwas gelingt beileibe nicht überall. Sehr gut gefällt uns auch die Einfahrt nach Langenlois: nachdem man die B 218 überquert hat, wird man einen kleinen Wasserlauf, wohl den Loisbach, entlang geführt, dessen Ufer von Alleebäumen und den Fassaden stilvoller Bürgerhäuser gesäumt sind. Die Innenstadt wäre im Prinzip auch ein Schmankerl, wenn nur der Autoverkehr das Ambiente nicht zunichte machen würde. Als wir uns auf dem Kornplatz in ein Strassencafé setzen, ist der Lärm der Autoreifen auf dem Kopfsteinpflaster ein rechter Stimmungskiller. Hier am Samstag Vormittag zu sitzen, ist nicht wirklich lustig.

Wir suchen relativ schnell wieder das Weite. Das Flusstal wird enger, die Route ist nicht länger steigungsfrei und der Streckenabschnitt bis Gars am Kamp hat es diesbezüglich in sich. Als wir irgendwo in den Felsen gehauene Weinkeller sehen, werden Erinnerungen an das Loiretal bei Saumur wach, dort haben wir so was auch schon gesehen. Allmählich bleiben die Weinberge zurück und das noch schmalere Tal wird bewaldet, dunkelbraune Felsen schauen daraus hervor. Bei Rosenburg – dort feiert man irgendein Mittelalterfestival – verlassen wir das Kamptal, klettern am Talrand hinauf und rollen über Mühlfeld auf die Stadt Horn zu, unserem heutigen Etappenort. Dort erfahren wir dann auch, warum wir hier nur mehr mit Mühe und Not ein Zimmer bekommen haben: im Ort werden diverse Festlichkeiten abgehalten, unter anderem das Jubiläum irgendeiner Studentenverbindung. Kulinarisch gesehen mache ich hier die Erfahrung, dass ein Wiener Schnitzel durchaus ein Genuss sein kann, wenn es liebevoll und mit guten Zutaten zubereitet worden ist.

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
   
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