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Ich weiss gar nicht, was mich heute mehr begeistert,
die Tierwelt oder die Landschaft, durch die wir fahren. Ich fang
mal mit der Fauna an: schon morgens auf dem Weg zum Frühstücksraum
sehe ich ein Taubenschwänzchen,
das die Blüten nach Nektar absucht. Aussehen tut das Tierchen wie
ein Kolibri und es verhält sich auch so, aber tatsächlich ist es
ein Insekt. So eines beobachte ich ab und zu mal auch bei uns in
Zürich. Eine Weile später, neben einem mit Schilf gesäumten Bach,
fliegt ein Nachtreiher
über uns hinweg und verschwindet im nahe gelegenen Auwald. Wir sehen
ihn lang genug, um ihn eindeutig identifizieren zu können, für die
Knipsi ist er allerdings zu schnell. Aber der Schwarzstorch, der
ein paar Kilometer weiter in der Thermik über uns segelt, lässt
uns genügend Zeit, um ihn ausgiebig zu bewundern und auch zu pixeln
(letzteres leider nur mit unbefriedigendem Ergebnis, da wir nur
die kleine Kompaktkamera dabei haben, sozusagen das „kleine Besteck“).
Schwarzstörche kenne ich nur als Waldbewohner. Ihn überhaupt in
freier Wildbahn zu sehen, und dann auch noch in der Thermik segelnd,
ist für mich persönlich eine kleine Sensation. Weiter gibt es zu
vermelden: Neuntöter, Goldammern, Lerchen, dutzende Fasane und Hasen,
eine Schlange, die schnell das Weite sucht und ein Hirschkäfer,
der ein paar Meter über mir fliegt – dabei kann man sein „Geweih“
sehr schön sehen. So was macht einfach Laune!
Und die Gegend? Ich sage nur: weites Land! Wir folgen relativ strikt der ausgeschilderten Kamp-Thaya-March-Route, die uns durch dieses sanft-wellige Land parallel zur tschechischen Grenze nach Osten führt. Zwar geht das im Prinzip dem Flüsschen Pulkau entlang, doch immer wieder führt der Weg auch am Rand des Flusstales in die Höhe – mit gutem Grund, denn von jeder erklommenen Bodenwelle aus hat man einen Panoramablick. Wir suchen unwillkürlich nach Vergleichen. Bestimmte Landstriche im Elsass und in Lothringen, manche Gegend im Burgund oder gar in Südfrankreich ähneln diesem Fleckchen Erde. Wir sind ziemlich begeistert und nehmen dafür gerne den forschen Nordost in Kauf. Trotzdem sind wir nicht böse, als wir schon um die Mittagszeit herum Laa an der Thaya erreichen. Auch hier gibt es ein eindrucksvolles Rathaus zu sehen, doch der Vorplatz ist um diese Zeit zugeparkt und lädt nicht gerade zum Flanieren ein. Als wir abends noch etwas Gassi gehen, sieht das etwas anders aus, da machen auch die kleinen Strässlein und der Grüngürtel am Bach zwischen Therme und Innenstadt was her.
Die Übernachtungsmöglichkeiten sind hier nicht so üppig gesät wie
sonst wo. Das hab ich vorgestern beim Versuch, in Horn ein Zimmer
zu ergattern, schon erlebt, und das wird in den nächsten Tagen noch
ein paar Mal ein Thema sein. Heute allerdings nicht. Denn im Hotel
Therme Laa hat es noch reichlich Zimmer. Kaum zu glauben, was man
hier in dieser dünn besiedelten Ecke Österreichs für einen Wellnesstempel
hingeklotzt hat. Nun, uns soll es recht sein, denn uns steht heute
Nachmittag ein wenig der Sinn nach den Annehmlichkeiten einer Badelandschaft
mit allem Pipapo. Hier hat man es wirklich gut gemeint - diverse
Spa und Badebecken sowohl für die Öffentlichkeit als auch exklusiv
nur für die Hotelgäste, Restaurant, Lounge, etc. und natürlich alles
topmodern. Doch nicht jedes moderne Design verspricht auch Funktionalität:
in unserem Badezimmer sind die Armaturen der Dusche dermassen durchgestylt,
dass es eine Gebrauchsanleitung braucht, um sie bedienen zu können.
Jedenfalls hat die Hotelleitung ein Display mit eben so einer Bedienungsanweisung
an den Rand der Dusche gestellt. Da darf man auch mal kichern, finde
ich.
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