Freitag, 10. Juni 2011. Von Bruck an der Leitha nach Mörbisch (59 Km)  
 
 
 
     
     
     
     

Am Frühstücktisch ergibt sich ein Gespräch mit einem Herrn, der hier in Bruck aufgewachsen ist und sich zur Zeit auf Heimaturlaub befindet. Wir erfahren, dass die relativ neuen Einkaufszentren in der Peripherie die Innenstadt aussterben lassen. Nun, wer weiss, vielleicht entsteht ja irgendwann mal ein Bewusstsein dafür, dass belebte Innenstädte auch eine Art Kulturgut sind. Im Nachhinein ist Bruck an der Leitha für mich die interessanteste Stadt, oder der Ort, der mir irgendwie von all den sehenswerten Städten auf dieser Tour am meisten Eindruck macht.

An diesem Morgen jedoch werden die oben geschilderten Eindrücke erstmal überlagert von der Vorfreude auf die kommenden Tage. Unsere zweite Urlaubswoche werden wir, wie letztes Jahr auch schon, am Neusiedler See verbringen. Als wir heute hinter Parndorf hinunter ins Seebecken gleiten, kommt mir irgendwie der Begriff „das gelobte Land“ in den Sinn. Ich tu mir immer schwer, jemanden anderen zu erklären, warum mir diese weiten Ebenen so gefallen. Hier, diese Landschaft zum Beispiel, oder das Aischtal, oder gewisse Landstriche an der oberen Donau. Und eigentlich muss ich das ja auch nicht. Wichtig ist nur, dass ich hier Ruhe finde, dass mein Blick schweifen kann, dass die Gedanken ungehindert in die Ferne wandern können. Oder wie auch immer. Jedenfalls: mir geht das Herz auf. War die letzte Woche in dieser Hinsicht schon der Bringer, so wird dem Ganzen hier noch die Krone aufgesetzt.

Da wir erst ab morgen unsere Unterkunft in Podersdorf, das an der Ostseite des Sees liegt, gebucht haben, wollen wir in dem noch verbleibenden Zeitraum den See umrunden. Die gestrige Tiefdruckzone ist durchgezogen, das Wetter hat sich wieder gebessert. Was bleibt, ist der lebhafte Wind, der endlich aus der richtigen Richtung kommt und uns nach Süden schiebt. So geht es den Neusiedler See Radweg entlang. Rechts die Hügel des Leitha Gebirges, Wein- und Obstplantagen, links der breite Schilfgürtel des Sees und nur manchmal sieht man die glitzernde Wasserfläche selbst. Reiher rudern über dem Schilf, Rohrweihen fliegen ihre Reviere ab, der ein oder andere (Weiss)storch stochert in den Feldern nach Fressbaren. Hier sind wir wieder im Radfahrerland und nicht mehr mit uns allein, da muss man auf dem Radweg etwas Vorsicht walten lassen. Auch hat die Dichte der Herbergsbetriebe wieder zugenommen und man findet eher wieder mal spontan ein Zimmer. Wir machen Mittagspause in Purbach und Rust, freuen uns am Ortsbild mit den Storchenestern und ziehen noch durch bis Mörbisch.

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
   
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